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Pagina:Stijl vol 05 nr 04 p 049-055.djvu/6

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gegenwärtigen Gesellschaft bilden, ist die Doktrine des Kollektivismus ein bedingendes Ziel, ein bedingender Preis, die Ursache der Aktivität. Der Sozialismus, der in der Hauptcharge Kritik ist, faßt die neue Gesellschaft als die verbesserte alte auf; jedoch in der Praxis als eine Erscheinung, geboren von der europäischen materialistischen Kultur, wird er in der realen Verwirklichung nur die maximale Spannung der europäischen Kultur sein.
Philosophie, Wissenschaft und Kunst können keine bestimmte Ziele haben, ihre Ziele bestehen in ihrer inneren Bewegung, die Zukunft, die sie eröffnen und bilden, kann nur durch die Verwandlung eines Individuums, einer Einheit im Kosmos formuliert werden.
In diesem Sinne ist die radikale Kunst einfach Kunst der Zukunft, insofern, als sie diese Zukunft bildet, Kunst der zukünftigen Kultur, die auf neuen und breiteren Geistesmöglichkeiten und auf einer synthetischen Basis, nicht analytischen Kenntnissen, aufgebaut sein wird.
Wir finden. Wir finden, daß das Recht des Denkens in der Ebene des Sozialismus auch den Malern als Privatleute zusteht, nicht aber als Denkern auf dem Gebiet des ästhetischen Schaffens. Im gegensäɮigen Fall würde es zur Verengung der Aufgaben, zu unvermeidlichen Conventionen, Sophismen und Parteiigkeit führen, die immer und überall die Schöpfungskraft der Persönlichkeit in taktische Klemmungen verzerren wird.
Weiter, die Anhänger der kollektivistischen Kunst versehen diese als eine die den Beschauer aktiv verleitet, und auf diesen Grund ist sie sichtbar auf die Zerstörung der „Kunst als Selbstzweck“ begründet.
Wir unsererseits finden, daß die Kunst eine selbständige Disziplin wie die Wissenschaft bleiben muß.
Wir geben zu, daß früher oder später die Verwirklichung der summarischen aktiven Kunst, außerhalb der Grenzen, der selbständigen Kunst möglich sei.
Begründung dafür führen wir an, daß eine Reihe von Malern, die sich eine Zeitlang mit derselben Arbeit wie wir, der Arbeit der Analyse-Zerlegung beschäftigt haben, diese als eine Arbeit der Gegenstandszerslörung aufgefaßt haben.
Den Teilrhythmus (d. h. die Bewegung) studierend, haben sie ihn als Bewegung außerhalb der Grenzen des Bildwerkes aufgefaßt, da er seinem Wesen nach im Bilde eine unvollendete Bewegung war; sie haben die Konstruktion des Bildes als Konstruktion im allgemeinen und die Erwerbung der Kenntnisse in der Kunst als Vorbereitung zu einer gewissen Praxis benuɮt.
Genau so wie gelangweilte Gymnasiasten in der Schule beschlossen, daß das Ziel des Lernens in dem Erlangen eines Ingenieur-, Architekten- oder Doktordiploms, nicht aber in der Wissenschaft selbst liegt, und infolgedessen in industriellen Dilettantismus verfielen, der zur Selbstvernichtung nicht nur von

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